Verlusttragfähigkeit

Verlusttragfähigkeit berechnen und verstehen

Der Begriff Verlusttragfähigkeit ist vielen Menschen unbekannt. Dabei ist das Thema gar nicht so kompliziert und sogar sehr hilfreich.

Die Verlusttragfähigkeit ist die Menge an Geld, die Sie in ein bestimmtes Investment investieren können, ohne dass dessen Verlust Ihren finanziellen Status negativ beeinflussen würde. Dieser Betrag sollte also nicht so hoch sein, dass Sie in Schwierigkeiten geraten würden, falls das Investment schief gehen sollte. Die Berechnung der Verlusttragfähigkeit ist relativ einfach, in diesem Beitrag erfahren Sie alles Wichtige.

Verlusttragfähigkeit – was ist das eigentlich?

Die Verlusttragfähigkeit ist die Fähigkeit, einen Verlust zu verkraften und weiterzumachen. Sie ist auch die Basis für maximale Investmentbeträge beim Crowdinvesting im Rahmen der ECSP. Wenn man in eine Crowdinvesting-Kampagne investiert, sollte man sich immer bewusst sein, dass es zu Verlusten, auch bis hin zum Verlust des gesamten Investments kommen kann. Daher ist es wichtig, nur so viel Geld in eine Kampagne zu investieren, wie man ohne Probleme verlieren kann.

Es ist ratsam und sogar notwendig, sich im Vorfeld gut über die eigene Verlusttragfähigkeit zu informieren und diese genau zu berechnen. Im Rahmen einer Angemessenheitsprüfung wird sie von den ECSP-lizensierten Plattformen abgefragt.

Wie berechnet man seine Verlusttragfähigkeit?

Es gibt keine allgemein gültige Formel, um die Verlusttragfähigkeit zu berechnen. Jede*r Investor*in muss für sich selbst entscheiden, wie viel Risiko er eingehen möchte und wie viel Verlust er bereit ist, zu verkraften.

Einige Anleger*innen gehen davon aus, dass sie einen maximalen Verlust von 10 % ihres Portfolios in Kauf nehmen können, ohne ihre finanzielle Situation zu gefährden. Andere sind etwas risikofreudiger. Sie geben an, bis zu 20 % oder sogar 30 % ihres Portfolios verlieren zu können, ohne in Stress zu geraten.

Bei Crowdfunding-Dienstleistungen wird im Rahmen der ECSP-VO jedoch davon ausgegangen, dass eine Risikotragfähigkeit dann besteht, wenn Sie einen Verlust von 10 % ihres Reinvermögens in Kauf nehmen können.

Die Berechnung der Verlusttragfähigkeit im Crowdinvesting/Crowdfunding

Mit der Einführung der neuen europäischen Crowdfunding-Verordnung („ECSP-VO“) gibt es neue Richtlinien für die Möglichkeit, Geld im Rahmen von Crowdfunding-Projekten anzulegen.

Sie können ihre Verlusttragfähigkeit mit einem von uns bereitgestellten Rechner simulieren oder uns ihr selbst berechnetes Ergebnis übermitteln. Die Tragfähigkeit von Verlusten wird abgefragt, oder Sie müssen bestätigen, dass Ihr Investment maximal die Hälfte Ihres tragbaren Verlustes ausmacht.

Die Berechnung der Verlusttragfähigkeit im Rahmen der Nutzung von Crowdinvesting-Plattformen ist relativ einfach: Sie nehmen Ihr jährliches Nettoeinkommen (im Vorjahr), addieren Ihr liquides Vermögen und ziehen Ihre jährlichen Fixkosten ab. Damit haben Sie Ihr Reinvermögen errechnet. Und 10 % vom Reinvermögen sind in diesem Fall der Wert für die Angabe Ihrer Verlusttragfähigkeit.

Liquides Vermögen bezeichnet übrigens das Geld, das man sofort und jederzeit verfügbar hat. Dazu gehören Bargeld, Sparbücher, Tages- oder Festgelder. Bei Immobilien und Wertpapieren ist es anders:. Hier gehören regelmäßige und planbare Einnahmen wie z.B. Mietzahlungen oder Dividenden zu ihrem liquiden Vermögen dazu.

Kurzfristige oder einmalige Gewinne z.B. aus Veräußerungen können dagegen aufgrund der mangelnden Planbarkeit nicht berücksichtigt werden.

Beispielrechnungen zur Verlusttragfähigkeit

1. Beispiel:

Angenommen, Sie haben im Vorjahr ein Nettoeinkommen von 24.000 Euro erzielt und verfügen über liquides Vermögen in Höhe von 6.000 Euro. Ihre jährlichen Fixkosten betragen 12.000 Euro. In diesem Fall könnten Sie bis zu 900 Euro in Crowdinvesting-Projekte investieren, ohne dass es zu einem finanziellen Engpass kommt.

24.000 € + 6.000 € – 12.000 € = 18.000 € (Reinvermögen) * 10 % = 1.800 €

50 % davon gelten dann als maximales Einzelinvestment, also 900 €.

2. Beispiel:

Angenommen, Sie haben im Vorjahr ein Nettoeinkommen von 60.000 € und liquides Vermögen in Höhe von 40.000 €. Ihre jährlichen fixen Kosten betragen 25.000 €. In diesem Fall ist Ihre Verlusttragfähigkeit wie folgt berechnet:

60.000 € + 40.000 € – 25.000 € = 75.000 € (Reinvermögen) * 10 % = 7.500 €

Die Hälfte davon, also das maximal passende Einzelinvestment, beträgt 3.750 €.

Worauf es ankommt bei der Verlusttragfähigkeit

Es gibt verschiedene Möglichkeiten, die eigene Verlusttragfähigkeit zu verbessern. Einige davon sind:

1. Erhöhen Sie Ihr Nettoeinkommen: Dies kann durch eine Erhöhung des Bruttoeinkommens oder durch eine Reduzierung der jährlichen Fixkosten erfolgen.

2. Erhöhen Sie Ihr liquides Vermögen: Dies kann durch den Verkauf nicht benötigter Güter oder Investitionen, durch die Aufnahme von Krediten oder durch Erbschaften erfolgen.

3. Reduzieren Sie Ihre jährlichen Grundkosten: Prüfen Sie beispielsweise Ihre Ausgaben für Mobilfunkverträge, Fitness Studios, Streaming-Dienste und andere Abonnements, die Sie nicht wirklich nutzen.

Fazit – Bedeutung der Verlusttragfähigkeit

Crowdinvesting ist eine großartige Möglichkeit, in innovative Projekte zu investieren. Allerdings sollten Sie ihre Verlusttragfähigkeit kennen, um nicht mehr Geld zu investieren, als Sie sich leisten können. Crowdinvesting ist also für Menschen mit ausreichendem Einkommen und Vermögen geeignet. Die Verlusttragfähigkeit ist ein sinnvoller Indikator dafür, wie hoch Ihr maximales Investment sein sollte.