Crowdlending als Alternative zu Tagesgeld und Festgeld
Update zum Thema Tagesgeld und Festgeld:
Inhaltsverzeichnis
Es war kein schönes Osterei, welches die Tagesgeldkunden der beiden Direktbanken Consorsbank und ING Diba zu Ostern in ihrem Posteingang fanden. Zum Monatsersten, leider kein Scherz zum 1. April, senkte die Consorsbank den Zins für neue Kunden beim Tagesgeld von 1,0 auf 0,6 Prozent. Allerdings gilt dieser „verlockende“ Zins nur sechs Monate lang, denn dabei handelt es sich wie bei so ziemlich allen Anbietern um ein Werbeangebot. Danach fällt der Zins auf jene dürftigen 0,01 Prozent, den bereits die Altkunden bekommen. Zwei Tage später zog der Marktführer ING Diba nach: Für Altkunden gibt es jetzt anstatt vorher 0,1 Prozent nur noch 0,01 Prozent (für Neukunden bleibt es bei 0,75 Prozent).
Wieviel Zinseszins gibt es eigentlich bei 0,01 % Tagesgeldzins?
Ausgerechnet die ING Diba, die das Tagesgeldsparen in den Nullerjahren erst so richtig populär machte, reiht sich nun in die Riege jener Anbieter ein, die auf 10.000 Euro Tagesgeldeinlage ihren Kunden nach einem Jahr Laufzeit bei 0,01 Prozent Zins sage und schreibe einen ganzen Euro (!) an Zinsen gutschreiben. Man mag sich gar nicht ausrechnen, welch überwältigende Wirkung dies auf den Zinseszinseffekt haben wird, wenn das Geld erst einmal mehrere tausend Jahre auf dem Tagesgeldkonto liegen bleibt.
Aufgrund dieser guten Nachrichten habe ich mir einmal erneut diesen älteren Artikel vorgeknöpft, um zu schauen, was sich in den vergangenen Jahren bei dem Thema Tagesgeld getan an. Und siehe da, die Richtung deutete schon damals (vor 1,5 und 2,5 Jahren, zu finden unter diesem Beitrag) in dieselbe Richtung – nach unten. Interessant daran auch für mich die damaligen Höhen der Tagesgeldzinsen, die ich im Artikel vom 17. Oktober 2016 notiert hatte.
Sind Crowdinvestments ein guter Ersatz für Tagesgeld?
Natürlich verbietet sich der direkte Vergleich zwischen einer Geldanlage in mittelständische Unternehmen und der Einlage von vorrätigem Geld auf ein Tagesgeldkonto bzw. ein Festgeldkonto. Bei Crowdlending und Crowdinvesting besteht immer ein Investitionsrisiko, Spareinlagen sind gesetzlich bis zu einer gewissen Einlagenhöhe geschützt. Die Sparer können also – zumindest theoretisch – kein Geld verlieren, es sei denn, eine totale Systemkrise fegt alle Sicherungsmechanismen beiseite.
Bei einer Crowdfinanzierung hingegen springt im Falle eines Falles kein Retter ein, der mögliche Verluste ersetzt. Allerdings entwickelt sich die derzeitige Rechtsprechung in die Richtung, dass potentiell mögliche Verluste steuerlich geltend gemacht werden können, so wie es bereits bei anderen Anlageformen wie Aktien der Fall ist. Crowdinvestments sind eine Alternative für die eigene Geldanlage, aber kein Ersatz für Spareinlagen.
Warum sinken die Tagesgeldzinsen immer weiter?
Aktien sind auch einer der Hauptgründe, warum die Tagesgeldzinsen noch einmal sinken. Zum einen ist das Vorhalten der jederzeit zur Verfügung stehenden Tagesgelder für die Kunden teuer für die Banken. Sie müssen auf geparktes Geld Strafzinsen an die Zentralbank zahlen. Deshalb machen sie Tagesgeld weitgehend unattraktiv, vor allem für inaktive Bestandskunden. Neukunden werden noch immer mit etwas höheren Tagesgeldzinsen angelockt, nach einiger Zeit fallen sie aber auf das niedrige Bestandskundenzinsniveau.
Die Bestandskunden sollen dazu bewegt werden, mehr mit ihrem Geld zu machen, sprich: Sie sollen es in lukrativere Geldanlagen wie Aktienfonds investieren. Das ist nicht unbedingt verkehrt, doch mit den attraktiven Tagesgeldkonditionen der Vergangenheit haben vor allem die Direktbanken die Kunden auch träge gemacht. Es gibt sogar die Theorie, dass die hohen Tagesgeldverzinsungen von um die 4,0 Prozent in den Nullerjahren einen entscheidenden Anteil daran haben sollen, dass die Deutschen noch immer kein Volk von Aktionären geworden sind. Denn wozu überhaupt ein Risiko eingehen, wenn man mit 3 oder 4 Prozent risikolosen Zinsen recht gut leben kann?
Was ist mit Sparkonten im Ausland?
Noch eine Sache, die ich in der älteren Fassung dieses Artikels erwähnt habe: Anbieter von Tagesgeld und Festgeld im Ausland. Das Geschäft von Vermittlungsplattformen solcher Sparanlagen läuft derzeit ebenfalls gut. Doch wie sich zuletzt gezeigt hat, sind auch diese Vermittler vermeintlich sicherer Sparanlagen nicht vor Skandalen geschützt. So wurden der estnischen Versobank die Lizenz entzogen, weil sie in Geldwäschevorwürfe verstrickt war. An genau diese Bank wurden von einer deutschen Vermittlungsplattform deutsche Festgeldanleger vermittelt.
Offenbar geht für die deutschen Anleger alles glimpflich aus, doch nur, weil sie sich auf die europäische Einlagensicherung verlassen können. Es hat aber schon einen gewissen Beigeschmack, wenn letztendlich der bzw. die Steuerzahler für solche fehlgegangenen Geschäfte einstehen müssen.
In eine ähnliche Richtung geht es, wenn das Tagesgeldkonto der HSH Nordbank, das über eine Hamburger Vermittlungsplattform vermittelt wird, 0,80 Prozent Zinsen abwirft. Sie erinnern sich? Das ist die ehemalige Landesbank, die seit Jahren vor sich hindümpelt mit milliardenschweren Abschreibungen wegen abgesoffener Schiffsfonds. Inzwischen wurde die HSH Nordbank an Finanzinvestoren verkauft. Auch nach dem Verkauf der ehemaligen Landesbank an diese Finanzinvestoren bleibt die Bank für zwei Jahre noch im Sicherungssystem der Sparkassen.
Was das heißt? Nun ja, diese Finanzinvestoren sind Profis, und zwar solche, die sich garantiert nicht die gesamten Schulden der Bank ins Depot gelegt haben. Mal schauen, ob in einem Jahr davon etwas im erneuten Artikel-Update drin steht.
Artikel vom 17. Oktober 2016:
Ein Jahr ist vergangen seit der unten stehende Beitrag verfasst wurde: Tiefer geht´s nimmer – dachte man jedenfalls damals in Sachen Tagesgeldzins. Doch inzwischen schwinden die Zinsen für Bestandskunden selbst bei den Marktführern dahin. Die über der Marke von einem Prozent liegenden Lockangebote der Tagesgeldanbieter gelten nur für Neukunden und dann auch nur für wenige Monate.
Nur noch „eiserne Reserve“ aufs Tagesgeldkonto
Das Schöne am Tagesgeld, so wie es die Kunden schätzen, war bis vor einigen Jahren die Kombination aus attraktivem Zins und maximaler Flexibilität bei der Verfügbarkeit über das angelegte Geld. Mittlerweile bekommen sie im Durchschnitt für das täglich verfügbare Tagesgeld jedoch nur noch 0,23 Prozent Zinsen pro Jahr, wie der Frankfurter Finanzdienstleister FMH-Finanzberatung berechnet hat. Für Festgeld über ein Jahr gibt es im Mittel nur noch 0,27 Prozent.
Wie das Handelsblatt kürzlich zusammengetragen hat, zahlen die Banken damit für Tagesgeld fast ein Fünftel weniger als noch im Juli. Für Festgeld über zwölf Monate zahlen die Geldhäuser gut ein Zehntel weniger. Bei Sparkonten sieht es sogar noch schlechter aus. Im Durchschnitt reichen die Banken für Spargeld mit gesetzlicher Kündigungsfrist von drei Monaten nur noch lächerliche 0,04 Prozent Zinsen im Jahr, wie FMH feststellt.
Daher raten die Frankfurter Finanzberater dazu, nicht mehr als die absolut notwendige eiserne Reserve von drei Netto-Monatsgehältern für unvorhergesehene Ausgaben auf schnell verfügbaren Quellen zu parken. Für den Fall einer defekten Waschmaschine oder einer dringend notwendigen Autoreparatur, Stromnachzahlung oder Ähnlichem ist das Tagesgeldkonto neben dem Girokonto noch immer die schnellstmöglich anzuzapfende Geldquelle.
Vorsicht vor Topzins-Anbietern im Ausland
Selbst der Marktführer in Sachen Tagesgeld und neuer Arbeitgeber des früheren Kanzlerkandidaten Peer Steinbrück, die ING Diba, die vor über zehn Jahren das Tagesgeld in Deutschland populär gemacht hat, senkte im Sommer ihren Tagesgeldsatz für Bestandskunden von 0,5 Prozent auf nur noch 0,35 Prozent. Die Direktbank Consorsbank senkte ihren Tagesgeldzins für Neukunden vor einem Monat sogar auf 0,6 Prozent – garantiert diesen aber für immerhin 12 Monate und bis zu 20.000 Euro Anlagesumme. Danach geht’s abwärts auf unterdurchschnittliche 0,2 Prozent pro Jahr.
Die Alternativen lauten: Geld in lukrativere Anlagen investieren oder auf Banken im Ausland ausweichen. Doch hier raten die FMH Finanzberatung oder auch Verbraucherschützer zur Vorsicht: Die ausländischen Topzins-Anbieter werben zwar mit dem EU-Einlagenschutz bis 100.000 Euro Anlagevermögen, doch wenn die Bank pleitegehen sollte, müssen Kontobesitzer ihre Ansprüche dann am Sitz der Bank geltend machen. Und das kann bei den meist im ost- oder südosteuropäischen Raum beheimateten Banken möglicherweise schwierig werden.
Artikel vom 5. Oktober 2015:
Deutsche Anleger scheuen das Risiko. Der unermüdliche Versuch von Bankern, Finanzberatern und Politikern, bei den Deutschen so etwas wie eine Aktienkultur zu etablieren, fruchtet schon seit Jahrzehnten so gut wie überhaupt nicht. Auch wenn aus der Finanzbranche nur Kopfschütteln über dieses Verhalten herrscht, war es in der Vergangenheit durchaus verständlich, dass hierzulande gern auf Sparbücher sowie Tagesgelder und Festgeldkonten gesetzt wurde. Schließlich war ein Sparbuch oder ein Festgeldkonto nahezu risikolos sicher und gut verzinst. Beim Tagesgeld schwankte allerhöchstens mal der Zinssatz um einen Prozentpunkt, dann erhielt der Tagesgeldanleger in besten Zeiten statt 3,5 Prozent eben nur 2,5 Prozent Zinsen. Doch mit diesen schönen Zahlen ist es schon lange vorbei. Alternativen sind gefragt.
Einen Zinssatz in Höhe von 2,5 Prozent erhalten Anleger heute nur noch auf Festgeldkonten. Und das auch nur bei entsprechender Mindestanlagesumme im fünfstelligen Bereich und bei Banken, deren Bekanntheitsgrad gegen Null tendieren dürfte. Zwar greifen im Falle eines Falles entsprechende Einlagensicherungen, aber über die genauen Details – speziell bei ausländischen Instituten – müssten sich die anlagewilligen Kunden erst mühsam informieren. Und wer eine sichere Festgeldanlage sucht, muss sich schon die Frage gefallen lassen, warum man sein Geld ausgerechnet einem Institut anvertraut, dessen Name noch nie gehört und über dessen Geschäftsmodell sich überhaupt nicht informiert wurde.
Alternativen zu Tagesgeld und Festgeldkonten
Als Alternativen zur Fest- und Tagesgeldanlage bieten sich verschiedene Möglichkeiten an. Von Aktien und Investmentfonds lassen viele die Finger, vorrangig weil sie den Schwankungen an den Börsen misstrauen. Trotzdem erscheinen sie in guten Marktzyklen als die renditeträchtigere Geldanlage. Da aber trotz Niedrigzinsen offenbar kein neuer Aktienboom auszubrechen scheint, verzichten viele Privatanleger noch immer auf diese Alternative zum Tagesgeld oder Sparkonto. Trotz möglicher Wertgewinne von Unternehmensanteilen.
Eine andere Möglichkeit, am Erfolg von Firmen teilzuhaben, bieten Unternehmensanleihen. Bei ihnen liegt der Vorteil darin, dass sie ebenfalls eine Verzinsung bieten. Und der mögliche Zinsgewinn per annum ist bei Unternehmensanleihen im sogenannten Kupon festgehalten. Der Nachteil bei diesen Anleihen ist aber aktuell im Grunde derselbe wie bei allen als vergleichsweise sicher geltenden Rentenpapieren: Der Zinskupon liegt häufig so niedrig, dass am Ende der Laufzeit nur eine Rendite von teilweise unter einem Prozent zu Buche steht. Außerdem ist eine recht hohe Investitionssumme nötig, um eine Anleihe erwerben zu können.
Bleibt noch eine dritte Alternative: Crowdlending. Auch damit können Anleger am Erfolg von Unternehmen partizipieren. Beim Crowdlending darf der Investor deutlich höhere Zinsen erwarten, als sie die anderen verzinsten Anlagen derzeit bieten. Hinzu kommt durch die regelmäßige Rückzahlung von Tilgung und Zins eine vergleichsweise hohe Flexibilität und Verfügbarkeit des Anlagekapitals. Keine fest angelegten Gelder, auf die man jahrelang komplett verzichten muss. Auch Schwankungen des Unternehmenswertes an der Börse muss man als Crowdlending-Investor nicht fürchten.
Damit verbindet die Kreditfinanzierung mittelständischer Unternehmen via Crowdlending zahlreiche Vorteile vieler Geldanlagen, schließt aber zugleich deren Schwächen in weiten Teilen aus. Wer also ansprechende Zinsen und flexible Verfügbarkeit des Anlagekapitals sucht, für den könnte Crowdlending über kapilendo eine vielversprechende Alternative bei der eigenen Geldanlage sein.