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Geldanlage Tipp: Buy and Hold statt „Hin und Her“

Die Mehrheit der Anleger zögert aufgrund des aktuell hohen Bewertungsniveaus mit einem Einstieg am Aktienmarkt – viele Teilnehmer ziehen sich sogar zurück. Dabei wird oft vergessen, dass der Zeitpunkt einer Investition für den langfristigen Anlageerfolg nicht relevant ist. Wichtig ist es dagegen, immer investiert zu sein. Sonst riskieren Anleger, die besten Tage zu verpassen – und vermasseln sich damit ihre Rendite. Nicht ohne Grund hat sich der Buy and Hold Ansatz über Jahrzehnte hinweg bewährt.

Die Deutschen bleiben auch in 2019 im internationalen Vergleich extrem aktienscheu. Das zeigt der Global Wealth Report 2019 der Allianz. Die meisten Menschen hierzulande halten Beteiligungen an Unternehmen nämlich für eine riskante Anlageform, von der man lieber die Finger lassen sollte. Nur rund zehn Prozent der Bundesbürger besitzen daher Aktien oder Aktienfonds.

Die dauerhaft niedrigen Zinsen haben inzwischen viele Menschen zum Umdenken bewegt. Alternative Investments wie Crowdlending oder Crowdinvesting werden besonders von jungen Anlegern aktuell neu entdeckt und versprechen attraktive Renditen bei geringer Wertschwankung der Anlagen.

Nichtsdestotrotz scheuen die meisten immer noch den entscheidenden Schritt zur Börse und halten sich zurück. Der Grund: das relativ hohe Bewertungsniveau an den Aktienmärkten. Immerhin sind die Kurse mittlerweile fast neun Jahre lang kontinuierlich gestiegen. Der globale Verschuldungsgrad sowie das Verhalten der nationalen Zentralbanken und Politiker à la Trump lässt Anleger verstärkt die Angst vor einem Kollaps der Finanzmärkte. Auch unsere Kunden stellen uns oft die Frage:

Was, wenn ich jetzt kaufe und die Kurse genau dann einbrechen? Macht eine Buy and Hold Strategie nicht dann erst Sinn, wenn die Märkte sehr stark korrigiert haben?

Optimale Einstiegszeitpunkte lassen sich nicht zuverlässig bestimmen

Natürlich besteht diese Gefahr grundsätzlich immer. Richtig ist aber auch: Auf lange Sicht spielt der Einstiegszeitpunkt an der Börse kaum eine Rolle. Selbst wer zu einem relativ ungünstigen Zeitpunkt kauft, also bei hohen Bewertungen, ist an der Börse erfolgreich, wenn er seine Investments breit diversifiziert und über einen längeren Anlagehorizont hält. Wer mit dem Einstieg zögert, geht ein viel höheres Risiko ein. Denn er läuft Gefahr, die besten Tage an der Börse zu verpassen.

Buy and Hold Strategien machen, wenn man sich die Geschichte anschaut sehr viel Sinn. Wichtig ist eine breite Diversifikation und ein langfristiger Anlagehorizont. Bei Einzeltiteln kann der Buy and Hold Ansatz sehr schnell schief gehen.

Björn Siegismund, Chefstratege der Kapilendo AG

Wer seit 1998 mit 1.000 Euro in den DAX investiert war und nur die zehn Börsentage mit den höchsten Kurszuwächsen verpasst hat, hat bis Ende 2018 nicht einmal halb so viel aus seinem Vermögen gemacht wie Anleger, die die ganze Zeit dabei gewesen sind: Anstatt 2.557 Euro, sind aus den 1.000 Euro ohne die besten zehn Tage nur 1.159 Euro geworden. Hätte der Anleger die besten 20 Tage verpasst, würde er heute sogar auf einem herben Verlust sitzen: Von seinem Geld wären heute gerade einmal 665 Euro übrig. Ohne die besten 30 Tage wären aus den 1.000 Euro am Ende sogar nur 406 Euro und ohne die besten 40 Tage sogar nur 260 Euro geworden.

Wertentwicklung einer Anlage in den DAX seit 1998

Das Beispiel zeigt: Ein erheblicher Teil der historischen Rendite von Investitionen in Aktien ist auf lange Sicht gesehen auf wenige Tage mit hohen Kurssteigerungen zurückzuführen. Anleger sollten deshalb möglichst früh investieren und nicht versuchen, durch „geschicktes“ Timing den Markt zu schlagen: Wer zum Beispiel Aktien in der Hoffnung verkauft, sie später günstiger zurückkaufen zu können, fährt damit meist schlechter als wenn er die Aktien einfach behalten würde – eine klassische Buy-and-Hold Strategie nennen wir das.

Fairerweise müssen wir an dieser Stelle noch kurz anmerken, dass es in dem Zeitraum des obigen Beispiels durchaus gute Gelegenheiten für die Anwendung einer „Timing“ Strategie gegeben hat: Denn zwischen März 2000 und März 2003 verlor der DAX rund 75 Prozent seines Wertes. Wer seine Anlage rechtzeitig verkaufte und nach März 2003 wieder einstieg, wäre einem der dramatischsten Kurseinbrüche der Börsengeschichte entwischt. Gerade diesen richtigen Zeitpunkt zu finden gleicht unserer Meinung nach einem Lottospiel. Deshalb ist es nicht nur für die eigenen Taschen, sondern ganz besonders die eigenen Nerven sinnvoll, langfristig investiert zu bleiben.

„Wer langfristig in ein diversifiziertes Portfolio investiert gewinnt“

Neben einer langfristigen Anlagestrategie sollten Anleger ihr Vermögen auf unterschiedliche Anlageklassen und Länder verteilen, um ihr Verlustrisiko zu minimieren. Beispielsweise können schlechte Entwicklungen in Industrieländern vom Wirtschaftsaufschwung in Schwellenländern ausgeglichen werden, während der Goldpreis in Niedrigzinsphasen schwache Anleihenrenditen kompensiert. Wer seine Eier jedoch nur in einen Korb legt, darf auch gerne weiterhin Lotto spielen gehen.

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