Möchten Sie einen positiven Einfluss auf die Welt ausüben? Dann könnte verantwortungsbewusstes und nachhaltiges Investieren genau das Richtige für Sie sein. Damit dieses gelingt und Sie sicher investieren können, analysieren Kreditspezialisten vorab potenzielle Anlagemöglichkeiten: In unserem Interview sprechen wir mit Christian Becker, Senior Investmentanalyst bei Invesdor, über genau diese Methoden der Kreditanalyse, die sicherstellen sollen, dass neue Crowdfunding-Kampagnen der Plattform für Sie verlässlich und rentabel sind.
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Dürfen wir vorstellen? Das ist Christian Becker.
Christian Becker ist nach 30 Jahren klassischem Bankengeschäft zu Invesdor (damals Kapilendo) gewechselt. Er war bei verschiedenen Berliner Banken als Kundenbetreuer, Kreditanalyst und Restrukturierungsspezialist tätig. Heute nimmt er jedes Unternehmen genau unter die Lupe, das sich bei Invesdor bewirbt.
Christian, Du hast mehr als 30 Jahre Bankerfahrung. Nach so langer Zeit hast Du bestimmt so Deine Arbeitsroutinen entwickelt. Was machst Du zuerst, wenn Du morgens an Deinen Schreibtisch kommst?
Christian Becker (lacht): „Vorausgesetzt mein Schreibtisch ist ausnahmsweise mal leer, schaue ich zuerst nach, ob der Vertrieb mir neue Fälle geschickt hat. Dann geht’s los: Ich blättere durch die Bilanzen, schaue mir die unterjährigen Zahlen an, kontrolliere Finanzpläne, prüfe Formalien. Dann steige ich tiefer in die Analyse ein.“
…Moment mal, das war jetzt sehr viel Bank-Jargon, das musst Du mir bitte genauer erklären!
Christian Becker: „Zusammengefasst: Mein Job ist es, möglichst sicherzustellen, dass die Anlegenden das Geld, das sie investieren, am Ende wieder bekommen – idealerweise plus Bonus oder Exit-Beteiligung. Dafür prüfe ich, ob das Geschäftsmodell eines Unternehmens auf der Ebene der Zahlen – also Einnahmen und Ausgaben sowie geplante Investitionen – stimmig ist. Erscheint mir etwas auffällig, sprechen wir das Unternehmen darauf an oder nehmen es bei sehr offensichtlichen Unstimmigkeiten direkt raus.“
Zum Beispiel?
Christian Becker: „Ein Beispiel: Ein Unternehmen hat eine offene Forderung, die einen großen Teil seiner ausgewiesenen Umsätze ausmacht. Das kann durchaus in Ordnung sein, wenn ein großer Auftrag vom Auftragnehmenden abgenommen wurde, die Rechnung, z. B. aufgrund einer eingeräumten Zahlungsfrist, noch nicht fällig ist und die Bonität des Auftragnehmenden gut ist. Wenn hingegen die Forderung bereits seit langer Zeit trotz Fälligkeit nicht bezahlt ist und über die Bonität des Auftragnehmenden keine oder gar negative Informationen vorliegen, werden wir den Fall nicht begleiten.“
Eure Plattform ist auch für ihre innovativen Projekte bekannt. So ganz nach Schema F wie in einer traditionellen Bank lassen sich die Unternehmen da wahrscheinlich nicht bewerten, oder?
Christian Becker: „Der Prüfprozess ist bei Invesdor ähnlich wie in einer Bank. Aber Crowdfinanzierung beinhaltet einige Besonderheiten. Beispielsweise nehmen wir im Unterschied zu Banken meistens keine Sicherheiten und Finanzierungen sind oft nachrangig, d.h. im Fall der Fälle haben die Anlegenden erst nach allen anderen Gläubiger:innen eine Rückzahlung zu erwarten. Daher schauen wir im Zweifel lieber doppelt hin. Zusätzlich verlangen wir höhere Zinsen als Banken, was wiederum unseren Anlegenden zugutekommt und das Risiko abbildet.“
Gerade neue Ideen brauchen Investierende, das erscheint auf den ersten Blick riskanter als beispielsweise das Familienunternehmen in zweiter Generation – ist das wirklich so?
Christian Becker: „Ganz am Anfang einer Idee steigen wir nicht in die Firmen ein, denn ein Produkt zu entwickeln kann Jahre dauern. Selbst wenn die Idee spitze ist, können wir nicht vorhersehen, ob nicht kurz vor der Produkteinführung ein konkurrierendes Unternehmen etwas ähnliches auf den Markt bringt – das wäre im Interesse unserer Anlegenden in der Tat zu riskant. Daher lautet unser Grundsatz: Das Produkt muss schon da sein. Und: das Unternehmen muss bewiesen haben, dass sich das Produkt bereits am Markt verkauft.“
Du bist gebürtiger Berliner und lebst auch in der heutigen Startup- und Gründer-Metropole. Zwar hat sich die Gründerszene erst in den 2000ern so richtig in die Hauptstadt verlagert, als Banker hast Du aber sicherlich die Anfänge miterlebt?
Christian Becker: „Aus Sicht der Banken waren und sind viele dieser Unternehmen nicht finanzierbar. Viele Gründer:innen haben sehr technologiegetriebene und große Visionen. Für eine klassische Existenzgründungsfinanzierung ist das Ausfallrisiko zu hoch, da die Produkte noch nicht (fertig) entwickelt wurden und/oder es noch keine vergleichbaren Geschäftsmodelle gibt. Ich habe jahrelang im Restrukturierungsbereich einer Bank gearbeitet und habe erleben müssen, wie viele Ideen und Pläne aufgrund unterschiedlichster Gründe nicht aufgegangen sind – und da waren Startups im heutigen Sinne noch gar nicht dabei.“
…trotzdem bist Du rausgegangen aus dem klassischen Bankengeschäft. Bei Invesdor liegt Dein Fokus zwar nicht auf den Gründer:innen, aber in vielen Fällen auf jüngeren Unternehmen. Wo liegt der Reiz?
Christian Becker: „Banken sind vor allem offen für das klassische Firmenkundengeschäft, also: Jemand übernimmt die Bäckerei des Vaters und um das Geschäft neu aufzustellen, brauchen sie einen Kredit. Oder ein alteingesessenes Unternehmen benötigt eine Finanzierung für neue Maschinen. Als Crowdfundingplattform haben wir einen etwas anderen Fokus. Uns interessiert auch, ob das Unternehmen eine spannende Story zu erzählen hat. Das können Traditionsfirmen, wie die Berliner Schnapsbrennerei Mampe sein, aber auch ganz neuartige Produkte – vermehrt aus dem Bereich Nachhaltigkeit.“
Man hört es ja ständig in den Medien, wie Berlin im Wandel ist: wo früher mal Gewerbe war, werden heute Wohnungen gebaut, die Mieten steigen, die klassische Produktion verlagert sich in andere Städte. Als Original-Berliner hast Du die Veränderungen in der Stadt bestimmt intensiv miterlebt?
Christian Becker: „Ach, privat berührt mich das weniger. Ich habe schon die 50 überschritten und meine Sturm-und-Drang-Zeit ist lange vorbei. Klar, nach all der Zeit sind ganze Ortsteile nicht mehr wiederzuerkennen, ob das aber in den 1990ern passiert ist oder in den 2010ern weiß ich oft gar nicht mehr. Aber Berlin hat so viele schöne Ecken und vieles davon bleibt hoffentlich auch erhalten.“
Wenn Du Besuch von außerhalb bekommen würdest, welche dieser schönen Ecken würdest Du auf jeden Fall zeigen?
Christian Becker: „Ich habe kaum Bekanntschaften außerhalb von Berlin, mein Freundeskreis ist hier, deshalb wollte ich auch nie hier weg. Aber eine Sache würde ich jedem zeigen: Die Beelitz-Heilstätten in Brandenburg sind eine ehemalige Lungenheilanstalt vom Anfang des 20. Jahrhunderts. Die Gebäude sind während der DDR verfallen und dienen auch mal gerne als Kulisse für Filme – das alte Gelände finde ich sehenswert.“
Und wenn Du keinen Besuch hast, worauf freust Du Dich nach Feierabend?
Christian Becker: „Auf meine Familie, meinen Hund und im Sommer auf meinen Schrebergarten.“
Um noch einmal auf die Zeit vor Feierabend zu sprechen zu kommen: Was denkst Du, in welche Unternehmen es sich künftig am meisten lohnen wird, zu investieren?
Christian Becker: „Das werden überwiegend Projekte sein, die den Fokus Nachhaltigkeit haben. Schon jetzt sind viele Unternehmen auf unserer Plattform nachhaltiger – vor allem aus dem Bereich Lebensmittel und Verpackungen. Crowdfunding heißt für uns, Unternehmen auf unsere Plattform zu bringen, die nicht einfach nur Geld brauchen, sondern eine Story zu erzählen haben und diese Unternehmen direkt mit privaten Anlegenden zusammen zu bringen. Es ist diese Dienstleistung, die für beide Seiten einen Mehrwert schafft und ich wünsche mir, dass sich dieses Geschäftsmodell auch in Zukunft weiterverbreitet – mit Invesdor als Vorreiter.“
Darum lohnt sich die Kreditanalyse auch für Ihr nachhaltiges Investment
Da sich immer mehr Anlegende nachhaltigen Geldanlagen und Crowdfundings zuwenden, spielt die Kreditanalyse eine immer wichtigere Rolle bei der Bewertung der finanziellen Gesundheit von Unternehmen und Anlagen. Unternehmen, die sich zu verantwortungsvollem Handeln verpflichten, werden wahrscheinlich besser geführt und haben langfristig bessere Aussichten als solche, die keine klare Richtung oder keinen verantwortungsvollen Ansatz verfolgen. Aber was beinhaltet die Kreditanalyse für nachhaltige Investitionen eigentlich?
Das steckt hinter der Kreditanalyse
Die Kreditanalyse für nachhaltige Geldanlagen ist ein umfassender Prozess, der über die traditionellen Kennzahlen wie Zinssätze, Verschuldungsgrad und Ausfallwahrscheinlichkeit hinausgeht. Anstatt die finanzielle Situation eines Unternehmens eindimensional zu betrachten, verwenden die Kreditanalyst:innen mehrere Indizes und Messgrößen, um die Auswirkungen von Umwelt-, Sozial- und Governance-Faktoren (ESG) auf die finanzielle Leistung und die künftige Nachhaltigkeit zu bewerten.
Die Kreditspezialist:innen prüfen auch qualitative Kriterien wie die Corporate-Governance-Praktiken, die Zusammensetzung des Vorstands, die Qualität des Managements und die strategische Vision. Dabei wird auch untersucht, wie gut ein Unternehmen seine Mitarbeitenden verwaltet, wie es seine Lieferant:innen und die Kundschaft behandelt und wie es ethische Standards einhält.
So prüfen Kreditspezialist:innen bei Invesdor das Potenzial Ihres Crowdinvestments
Im Gegensatz zu Banken werden beim Crowdfunding in der Regel keine Sicherheiten im Falle eines Ausfalls verlangt. Aufgrund dieses zusätzlichen Risikofaktors prüfen die Kreditspezialist:innen von Invesdor die Kreditwürdigkeit der Gläubiger:innen besonders sorgfältig, bevor sie ins Crowdinvestment starten dürfen. Dabei werden beispielsweise höhere Zinssätze als bei traditionellen Bankinstituten berechnet, was sowohl den Gläubiger:innen als auch den Anlegenden zugutekommt. Wenn bei der Analyse der Geschäftsmodelle der jeweiligen Unternehmen jedoch etwas verdächtig erscheint, ergreifen die Spezialist:innen entsprechende Maßnahmen oder schließen die Unternehmen in extremen Fällen sogar ganz vom Crowdfunding aus.
Wie die Kreditanalyse Ihnen bei Ihrer Investmententscheidung hilft
Das ultimative Ziel der Kreditanalyse für nachhaltige Investitionen besteht nicht nur darin, den Anlegenden eine genaue Bewertung des finanziellen Risikos abzunehmen, sondern ihnen auch dabei zu helfen, Unternehmen zu identifizieren, die positive Fortschritte auf dem Weg zu umweltfreundlicheren und sozial verantwortlichen Organisationen machen. Durch die Analyse sowohl quantitativer als auch qualitativer Indikatoren können Kreditanalysierende den Anlegenden die Gewissheit geben, dass sich ihre Investitionen nicht nur in finanzieller, sondern auch in ethischer Hinsicht mit der Zeit auszahlen werden.