Tipps & Tricks
Wissen

5 vermeidbare Fehler bei der Geldanlage

Eigene Erfahrungen sind unerlässlich, allerdings müssen Sie auch nicht jeden Fehler wiederholen, den andere bereits gemacht haben. Diese 5 Fehler passieren immer wieder bei der Geldanlage, lassen sich aber leicht vermeiden.

1. Fehler: Versuchen Sie nie, die Zukunft vorherzusagen

Wünschen Sie sich manchmal auch eine Glaskugel, die Ihnen die Börsenkurse von morgen zeigt? Dann hätten Sie wahrscheinlich heute auch Aktien von Apple und Google im Depot und wären zwischenzeitlich zum mehrfachen Bitcoin-Millionär geworden.

Doch Hand aufs Herz, hätten Sie 1997 wirklich Ihr Geld in einen Computerhersteller investiert, der kurz vor der Pleite stand? Oder auch nur einen Cent angelegt in ein komisches Ding namens Suchmaschine, bei dem noch niemand wusste, wie damit überhaupt Geld verdient werden sollte? Und wenn doch, hätten Sie sich anstelle von Google dann nicht lieber für die damals führenden Suchmaschinenanbieter Altavista, Yahoo oder Lycos entschieden? Sie haben noch nie von diesen Unternehmen gehört? Das verwundert nicht, die einen gibt es gar nicht mehr, die anderen sind nur noch ein Schatten ihrer früheren Größe.

Und kannten Sie den Bitcoin wirklich schon, bevor er im Dezember 2017 die Rekordmarke von knapp 20.000 Dollar knackte?

Überschätzen Sie nicht Ihre Fähigkeiten in Timing und Marktanalyse

Versuchen Sie als Anleger am besten gar nicht erst, die Entwicklung der Börsenkurse vorherzusagen. Überschätzen Sie dabei auch nicht Ihre eigenen analytischen Fähigkeiten. Zahlreiche Dinge sind selbst für geübte Anleger, die ihre Informationen aus der Presse, aus Fachportalen oder aus „ungefilterten“ Internetquellen beziehen, kaum vorherzusehen. Denken Sie nur einmal an die letzten Monate; die enormen Auswirkungen der Corona-Krise auf Wirtschaft und Gesellschaft waren so wohl kaum erwartet worden.

Professionelle Anleger können es mit technischer und personeller Unterstützung durchaus schaffen, den Markt zu schlagen. Doch es sind wenige und sie betreiben ihre Marktbeobachtung hauptberuflich und praktisch rund um die Uhr.

Dennoch versuchen zahlreiche Anleger regelmäßig, die Kursentwicklungen vorauszusehen – und scheitern dabei. Es wird hin und wieder gelingen, dass ein Anleger mit perfektem Timing in den Markt ein- oder aussteigt. Klappt es, wird es gern als Können bezeichnet. Klappt es nicht, dann lag es jedenfalls nicht an der eigenen Könnerschaft.

Und bei vielen hat es nicht geklappt und sie hielten eben lieber an Lycos- oder Yahoo-Aktien fest und nicht an jenen von Apple und Google.

2. Fehler: Alles auf eine Karte setzen und nicht diversifizieren

„Legen Sie niemals alle Eier in einen Korb.“ – Diese uralte Binsenweisheit muss immer wieder genannt werden. Läuft nur einmal etwas nicht so wie geplant oder gedacht, sind schnell alle Eier zerbrochen.

Genauso verhält es sich beim Investieren. Wer alles auf eine Karte setzt, geht viel zu hohe Risiken ein. Viele Anleger neigen dazu, emotional zu handeln und zum Beispiel in Hype-Aktien oder in „das Top-Investment der Stunde“ zu investieren. Natürlich kann sich jeder die nächste Biotech-Aktie ins Depot legen, die „ganz nah dran“ ist an der erfolgreichen Entwicklung eines Corona-Impfstoffs – aber eben nur als Beimischung, um Chancen zu nutzen oder das Risiko weiter zu streuen. Lassen Sie sich nicht von der täglichen Nachrichten-Flut beeinflussen und investieren Sie lieber nach festen, langfristig orientierten Prinzipien.

Diversifikation – Streuen Sie Ihr Geld auf unterschiedliche Anlagen

Versuchen Sie ein Portfolio zu erstellen, das für jede Marktlage gerüstet ist. Dazu sollten Sie Ihr Kapital am besten über verschiedene Anlageklassen verteilen. Wichtig ist auch, in verschiedene Märkte und Branchen zu investieren, also zum Beispiel nicht nur in die deutsche Autoindustrie oder nur in amerikanische Tech-Aktien. Nicht nur Geld in Immobilien stecken oder in ein einzelnes Crowdinvesting-Projekt im Gastronomiebereich.

Für Anleger empfiehlt sich ein Portfolio, dass möglichst global und über verschiedene Anlageklassen verteilt aufgebaut und zusätzlich für Sondersituationen wie eben die Corona-Krise gerüstet ist. Genau aus diesem Grund hat der legendäre Investor Ray Dahlio vor gut 30 Jahren das sogeannte  „Allwetter-Portfolio“ entworfen.

3. Fehler: Zu hohe Kosten akzeptieren

Je mehr ein natürliches Lebensmittel mit industriellen Zusatzprodukten verarbeitet wird, desto teurer kann es verkauft werden – und ungesünder ist es meist auch noch.

Ähnlich verhält es sich bei Finanzprodukten. Viele Geldanlagen sind im Grundsatz einfach strukturiert, werden aber durch die Finanzindustrie „verarbeitet“ und damit verkompliziert. Und was kompliziert und irgendwie durchdacht daherkommt, geht oft mit sehr hohen Kosten einher. Vor allem vermeintlich im Kundensinn strukturierte Komplettlösungen beinhalten oft hohe Gebühren. Da werden Bausparverträge mit diversen Lebensversicherungen kombiniert. Als „sicher“ und „vernünftig“ angepriesen, sind sie aber eigentlich nur teuer und so kompliziert und verschachtelt, dass sie kein Mensch versteht.

Deshalb nicht von wohlmeinenden Werbeversprechen locken lassen und immer auf die Kosten eines Finanzprodukts achten. Schließlich haben die Kosten einen wesentlichen Effekt auf die effektive Rendite, auch wenn es sich „nur“ um ein oder zwei Prozentpunkte handeln sollte. Die Auswirkungen der Gebühren auf die Wertentwicklung können über die Jahre gesehen gravierend sein, wie unser Beispiel zeigt:

Investmentfonds mit + 5,00 % Wertentwicklung p.a.:

Anlagehorizont in Jahren 1 3 5 7 9 11 13 15
Fonds mit 0,5% Gebühren 10.450 € 11.411 € 12.461 € 13.608 € 14.860 € 16.228 € 17.721 € 19.352 €
Fonds mit 1,5% Gebühren 10.350 € 11.087 € 11.876 € 12.722 € 13.628 € 14.599 € 15.639 € 16.753 €
Fonds mit 2,5% Gebühren 10.250 € 10.768 € 11.314 € 11.886 € 12.488 € 13.120 € 13.785 € 14.482 €

4. Fehler: Von der Vergangenheit auf die Zukunft schließen

Wird gerne gemacht, ist aber hochproblematisch: die historische Entwicklung einer Geldanlage auf die Zukunft projizieren.

Nur weil ein Fonds in der Vergangenheit gut performt hat, heißt es nicht, dass es auch in Zukunft so sein wird. Von der Vergangenheit auf die Zukunft zu schließen ist meist ähnlich fruchtlos, wie die Aktienkurse vorhersagen zu wollen. Man kann einfach nicht wissen, was die Zukunft bringt. Auch gibt es Wechsel im Fondsmanagement, eine Änderung der Anlagestrategie oder gesellschaftliche Veränderungen, die sich auf die Performance zahlreicher Geldanlagemodelle auswirken.

Beispiele gefällig?

  • die Abkehr von fossilen Energieträgern und die politisch gewollte Energiewende (Stichwort: Atomausstieg) hat vielen Stromkonzernen die lukrative Geschäftsgrundlage entzogen.
  • es wird heute mehr fotografiert als je zuvor, doch die alteingesessenen Foto- und Kamerahersteller sind nicht die Profiteure dieses Booms, sondern Software-Unternehmen aus dem Silicon Valley
  • der wachsende Online-Handel hat zahlreiche Geschäftsmodelle erodieren lassen; was aber nicht heißen muss, dass es in Zukunft keine „Offline“-Geschäfte mehr geben wird

Man sollte sich auch nicht von der extrem guten Performance einiger Aktien oder Fonds blenden lassen. Eine Rendite von 20 % sagt wenig aus, wenn sie nicht ins Verhältnis zum zugrundeliegenden Risiko gestellt wird. Viele Anleger konzentrieren sich auf die absolute anstatt auf die risikoadjustierte Rendite. Denn hohen Renditen gehen meist mit höherem Risiko einher. Zur richtigen Einschätzung kann die „Sharpe-Ratio“ herangezogen werden. Die Sharpe-Ratio kann dabei helfen, Rendite und Risiko in ein Verhältnis zu stellen.

Zum Beispiel hätte ein Aktienfonds, der 10 % Rendite erzielt hat, aber zwischenzeitlich um 20 % abgestürzt ist, eine niedrige Sharpe-Ratio als ein Fonds, der nur 8 % erzielt hat, aber nie im Minus war. Mit dem zweiten Fonds würden sich viele Anleger letztendlich wohler fühlen, obwohl er 2 % weniger Rendite erzielt hat.

5. Fehler: Ständiges Kaufen und Verkaufen

„Zu viel hin und her, macht die Taschen leer.“ Diese alte Börsenweisheit besitzt auch heute noch Gültigkeit.

Genau wie die Kosten eines Finanzprodukts können auch Trading-Kosten die Rendite empfindlich schmälern. Denn jeder Kauf und Verkauf an der Börse kostet Gebühren. Besonders bei kleinen Beträgen haben diese Gebühren einen extrem negativen Effekt auf die Rendite und können diese sogar komplett ins Negative kehren. Zwar können Anleger durch aktives Reagieren auf die aktuelle Marktlage das Gefühl bekommen, sich um ihr Portfolio „zu kümmern“, letztendlich schaden sie sich damit aber meist selbst.

Zu viel kaufen und verkaufen kann auch zu größerer Nervosität führen. Es verleitet dazu, immer wieder ins Portfolio zu schauen und auf vermeintlich bedrohliche oder lukrative Situationen zu reagieren. Dadurch entstehen nicht nur hohe Trading-Kosten, sondern Sie verpassen durch den zeitweisen Marktausstieg möglicherweise sogar wichtige Wertgewinne.

Daher ist der beste Rat, immer ruhig zu bleiben, auch bei schlechten Nachrichten kühlen Kopf zu bewahren und langfristig eine (möglichst festgelegte) Investmentstrategie zu verfolgen. In der Ruhe liegt die Kraft, vor allem bei der Geldanlage.

Ähnliche Artikel

Das Foto zeigt mehrer Pfeile die in eine RIchtung zeigen, um die Richtung anzugeben
Tipps & Tricks

Anlagestrategien für Privatanlegende

Wer privat Geld anlegen möchte, braucht eine geeignete Anlagestrategie. Dies gilt umso mehr, wenn auch an der Börse und außerbörslich in Wertpapiere oder Beteiligungen wie beim Crowdfunding investiert werden soll. Abgesehen von ein paar grundlegenden…